Hermann
Löns: Verehrt als Naturpoet und Umweltschutzpionier, verschrien als Kitschautor
und geistiger Wegbereiter der Nationalsozialisten. Mehr als 600 deutsche
Straßen sind nach dem Heidedichter benannt, seine Werke erreichten
Millionenauflagen. Wenig bekannt ist indessen die Frau, mit der Hermann Löns in
zweiter Ehe verheiratet war: Lisa Hausmann-Löns, eine selbstbewusste
Frauenrechtlerin und Pazifistin, die nach dem Tod ihres Mannes auch den
Nachlass verwaltete.
Der
Journalist und Schriftsteller Heinrich
Thies hat das ungleiche Paar jetzt in einer psychologisch einfühlsamen
Doppelbiografie porträtiert. „Mein Herz gib wieder her“, lautet der Titel. „Die
Ehegesichte ist hochinteressant“, kommentierte Annemarie Stoltenberg auf ndr kultur. „Packend geschrieben, toll
gemacht.“
Am
Montag, 29. August wird der Autor im Löns-Krug in Bad Zwischenahn daraus auf
Einladung der Gleichstellungsbeauftragten des Kurorts lesen, rezitieren und
frei vortragen – begleitet von dem renommierten Musiker Johnny Groffmann, der
einige Löns-Texte auf moderne Weise neu vertont hat und musikalische Akzente
unterschiedlicher Art setzen wird. Die Bandbreite des Begleitprogramms spannt
sich von Chopin bis zur Wacht am Rhein. Die Lesung gewinnt damit den Charakter
einer Revue.
Es
ist ohnehin eine Lesung der ganz besonderen Art. Denn sie findet exakt am 150.
Geburtstag des Heidedichters statt, und der Ort der Lesung ist nicht nur dem
Namen nach mit dem Heidedichter verbunden. Als Hermann Löns von Januar bis März
1910 in Zwischenahn anlässlich einer Kur im Sanatorium weilte, wurde das
Wirtshaus, das sich heute „Löns-Krug“ nennt, zu seiner Stammkneipe. Das
Gasthaus zog ihn wie magisch an: das heiße Dünnbier „Heet un Seut“, das offene
Torffeuer und vor allem Wirtstochter Anni Eilers sorgten dafür, dass er hier
fast täglich einkehrte – und alle guten Kur-Vorsätze über den Haufen warf.
Selbstverständlich
wird Thies bei seiner Lesung darauf eingehen. Der Autor lenkt den Blick aber
eben nicht nur auf Hermann Löns, sondern auch auf seine Frau Lisa, die zu
Unrecht im Schatten ihres berühmten Mannes stand. Denn Lisa Hausmann-Löns hat
selbst eigene Texte geschrieben, Romane aus dem Englischen übersetzt, schon
früh für das Frauenwahlrecht gekämpft und den Nationalsozialisten Paroli
geboten – während sie gleichzeitig den Nachlass ihres 1914 gefallenen Mannes
verwaltetet und mit NS-Kulturfunktionären über die Herausgabe von Löns-Werken
verhandelte. Vor allem aber hatte Lisa Löns ihren geistig und körperlich
behinderten Sohn Dettmer – auch ein Kind
Hermanns – zu betreuen, der während der NS-Zeit von der Euthanasie bedroht war.
Ein außerordentlich spannende Figur der Kulturgeschichte also und ein bisher
unbekanntes Kapitel in der Geschichte der Frauenemanzipation. Es ist daher mehr
als begründet, dass die Gleichstellungsbeauftragte zu diesem unterhaltsamen
Löns-Abend lädt, der nicht nur geistige und musikalische Genüsse bereithält,
sondern auch kulinarische Leckerbissen.
Karten
gibt es im Löns Krug, Wiefelsteder Straße 35, 26160 Bad Zwischenahn
Kosten
pro Person 19,90 € (inkl. Begürßungsgetränk und „Löns-Imbiss“)