1991 hatte die Gemeinde Bad Zwischenahn ein Verkehrskonzept
als Grundlage für erhebliche Veränderungen im Verkehrssystem entwickelt. Es
ging damals vor allem um die Entlastungsstraße, den Rückbau und die heutige
Gestaltung der Ortsdurchfahrt, Schaffung von ZOB und Bahnhofstunnel sowie die
Reduzierung der Geschwindigkeit im Ortskern von 50 auf 30 km/h. Ohne diese
grundlegenden Veränderungen hätte sich Bad Zwischenahn nicht so positiv
entwickelt.
Grundsätzliche Aussagen von damals haben noch immer
Gültigkeit. Doch Entwicklungen wie die Sonntagsöffnungen mit erheblichem
Verkehrszuwachs und die Zunahme des Radverkehrs konnte man nicht voraussehen. Deshalb
arbeitet ein Arbeitskreis mit Mitgliedern aus den Ratsfraktionen und der
Verwaltung seit Ende 2017 an einer Aktualisierung. Der Verkehrsplaner Lothar
Zacharias aus Hannover begleitet das Projekt und stellte die aktuellen
Ergebnisse jetzt erstmals im Straßen- und Verkehrsausschuss der Öffentlichkeit
vor. Viele interessierte Bürgerinnen und Bürger nahmen daran teil. Schon vorher
gab es eine Menge Anregungen und Hinweise – auch aus den Fraktionen. Diese
wurden auf Umsetzbarkeit geprüft.
Der Arbeitskreis legte ein umfangreiches Maßnahmenpaket zu
den Themen Parkraumkonzept, Radverkehr und Verkehrsführung im Ortskern vor.
Wesentliche Ziele sind die Reduzierung des Parksuchverkehrs und damit
Entlastung des Ortskerns, den Radverkehrsanteil zu steigern und Konflikte mit
anderen Verkehrsteilnehmern zu entschärfen sowie den Verkehrsfluss an
Spitzenzeiten zu verbessern.
Mit einem neuen Parkleitsystem, dem Bau des Parkplatzes
Unter den Eichen/Oldenburger Straße und den Parkdecks bei der Reha-Klinik und
am ZOB soll die Parksituation im Kurort entzerrt werden. Mit dem Parkdeck beim
ZOB möchte die Gemeinde einen Beitrag leisten zu einer besseren Vernetzung mit
dem ÖPNV und u.a. Berufspendler dazu bewegen, auf Bahn und Bus umzusteigen. An
Wochenenden würde das Parkdeck zusätzlichen Parkraum für Besucher des Ortes
schaffen. Es soll zudem zusätzliche Fahrradparkplätze beinhalten und
Ladestationen sowohl für Fahrräder als auch Elektroautos bereitstellen.
Ein Schwerpunkt der vorgeschlagenen Maßnahmen ist die
Förderung des Radverkehrs: Zwar wird innerorts am Mischverkehr mit Pkw
festgehalten, aber für mehr Sicherheit werden die Radverkehrsführung
vereinheitlicht und die Sicherheitsabstände zwischen den Verkehrsteilnehmern erhöht.
Eine Fahrradstraße über Auf dem Winkel, Auf der Wurth, Zehntenweg und Im Alten
Hof soll eine zügige und sichere Alternative zur Geschäftsstraße bieten.
Geprüft wird auch ein Radfahrstreifen an der Einmündung Lange Straße/Eyhauser
Allee zur Mühlenstraße. Noch in diesem Jahr ist geplant, die
Großkopfpflasterung in der Marktplatzkurve und an der Mühlenstraße gegen
Asphalt auszutauschen. Und nicht zuletzt wird das Angebot der
Fahrradabstellanlagen verbessert.
Außerhalb des Ortes schlägt die Gemeinde eine schnelle und
komfortable Radwegeverbindung von Bad Zwischenahn über
Petersfehn/Friedrichsfehn nach Oldenburg vor. Sie soll künftig die zentrale
Ost-West-Achse im Radverkehrssystem werden, an die zahlreiche weitere
Radwegeverbindungen angeschlossen werden sollen, u.a. auch ein neuer Radweg entlang
des Birkenweges in Kayhauserfeld. Auf dieser ebenfalls als Fahrradstraße
geplanten Strecke hat der Radverkehr den Vorrang.
Darüber hinaus sollen die Konflikte zwischen Fußgängern und
Radfahrern am Seerundwanderweg mittels verbreiterten Wegen (wo möglich) bzw.
getrennten Routen (ohne Verbote) entschärft werden.
Um Staus an den Sonntagen bzw. zu Verkehrsspitzenzeiten zu
vermeiden bzw. zu verringern, hat der Arbeitskreis folgende Maßnahmen
erarbeitet: Eine dynamische Beschilderung soll zu solchen Zeiten das
Linksabbiegen auf der Ortsdurchfahrt bei den Einmündungen zur Georgstraße und
zur Mühlenstraße aus Richtung Osten unterbinden (Anlieger frei). Parallel gilt
dann ein Rechtsfahrgebot bei der Einmündung zur Georgstraße für Pkw aus
Richtung Westen (soll Fahrzeuge beim Trog reduzieren). Optimiert wird dazu die
Ampel an der Hermann-Löns-Straße. Das Einbiegen von der Entlastungsstraße in
den Speckener Weg ist künftig nicht mehr erlaubt.
Hauptzielsetzung der Fortschreibung des Verkehrskonzepts
ist, den motorisierten Individualverkehr zugunsten von Bahn-, Bus- und
Radverkehr zu reduzieren.
Die Maßnahmen sollen möglichst zeitnah umgesetzt werden,
deshalb wurden bereits für den Haushalt 2020 Mittel eingeplant und in das Investitionsprogramm
für die Jahre 2021 bis 2023 aufgenommen. Insgesamt rechnet man derzeit mit
Kosten von 4,33 Mio. €, denen Einnahmen und Förderungen von 1,5 Mio. €
gegenüber stehen. In diese Summen wurde die Radwegverbindung nach Oldenburg
noch nicht eingerechnet.
Eine Entscheidung über das Verkehrskonzept wurde auf den
nächsten Straßen- und Verkehrsausschuss am 18.05.2020 vertagt. Unabhängig davon
soll die Verwaltung aber schon einen Antrag auf Förderung des Radweges nach
Oldenburg stellen und die Ausschreibung der Sanierung der Straße Auf dem Winkel
veranlassen.