„Torsten ist eine Institution, ein Zwischenahner Urgestein. Er hat Tausenden Kindern das Schwimmen beigebracht. Ihn kennt einfach jeder.“ Wenn Olaf Grünjes über Torsten Holling spricht, gerät er regelrecht ins Schwärmen. Der Schwimmmeistergehilfe, der nach fast 47 Jahren in Hallen- und Freibad zum Jahreswechsel in den Ruhestand gegangen ist, sei einer der zuverlässigsten Mitarbeiter, den man sich vorstellen kann, und bei Kollegen sowie Badegästen sehr beliebt, so der Badebetriebsleiter weiter. Das liege an dessen zuvorkommenden und sehr hilfsbereiten Art. „Er konnte aber auch einen rauen Ton anschlagen, wenn es nötig war“, sagt der Zwischenahner Bäderchef augenzwinkernd.
Dass Torsten Holling, der das Babyschwimmen in Bad Zwischenahn mit aufgebaut hat, am 1. Juni 1975 seine Ausbildung zum Schwimmmeistergehilfen bei der der Gemeinde begann, war allerdings eher einem Zufall zu verdanken, der sich für beide Seiten als Glücksfall herausstellte. „Ich wollte eigentlich eine Elektrikerausbildung machen, aber die Firma ist einen Monat, nachdem ich dort angefangen hatte, pleite gegangen“, erzählt der 64-Jährige, der zuvor die Volksschule Bad Zwischenahn besucht hatte. „Mein Vater hat mit dem damaligen Betriebsleiter Reinhard Dörks Faustball gespielt. Als der hörte, dass ich arbeitslos bin, hat er mir die Ausbildung zum Schwimmmeistergehilfen angeboten. Der Azubi des Hallenbades war nämlich zur Fremdenlegion gegangen.“
Die Entscheidung, das Angebot anzunehmen, habe er nie bereut, sagt Torsten Holling. Und eigentlich lag sie auch nahe: „Ich habe damals Leistungsschwimmen gemacht und mein Elternhaus lag quasi gegenüber vom Hallenbad. Darum war ich sowieso fast jeden Tag hier.“ Nach der Ausbildung und seinem Grundwehrdienst wurde der passionierte Sportler im Oktober 1979 dann auch in ein festes Angestelltenverhältnis im Hallen- und Freibad übernommen.
Zu seinen Aufgaben habe neben der Badeaufsicht, der Wasseraufbereitung und der Reinigung des Bades auch der Schwimmunterricht gehört, berichtet der 64-Jährige: „Vor allem das Babyschwimmen war mein Steckenpferd, das hat unwahrscheinlich Spaß gemacht. Kindern das Schwimmen beizubringen, ist einfach mein Ding.“ 1990 legte er zudem erfolgreich die Ausbildereignungsprüfung ab, wodurch er seither auch ausbilden durfte, und wurde zum stellvertretenden Betriebsleiter. In der Vertretung gehörten vor allem die Personalplanung und Absprachen mit der Gemeinde zu seinen Aufgaben – zum Beispiel, wenn Reparaturen anstanden.
Seit dem Beginn seiner Ausbildung habe sich nicht nur die Berufsbezeichnung geändert, die mittlerweile nicht mehr Schwimmmeistergehilfe, sondern Fachangestellter für Bäderbetriebe heißt, sagt Torsten Holling. Auch die Ausbildungsinhalte seien andere. So habe er früher bei der Kreishandwerkerschaft im „Neigungsfach Technik“ nebenbei auch noch feilen, schweißen und bohren gelernt. Alternativ habe es das „Neigungsfach Verwaltung“ gegeben. Diese Nebenausbildungen seien heutzutage nicht mehr gegeben, nun gehe es eher um Animation.
Ihm sei immer ein freundlicher und persönlicher Umgang mit den Badegästen wichtig gewesen, um eine familiäre Atmosphäre aufzubauen, sagt der Fachangestellte für Bäderbetriebe: „Und das hat man hier.“ Besonders gern denkt Torsten Holling an die Badeparty im Freibad im September 1991 zurück: „Die haben wir – soweit ich mich erinnern kann – mit dem VfL und der DLRG Bad Zwischenahn organisiert und dabei einen Trabi im 50-Meter-Schwimmbecken versenkt. Die DRLG hat dann eine Rettungsaktion mit Tauchern vorgeführt.“ Außerdem habe ein „Spiel ohne Grenzen“ und eine Modenschau stattgefunden.
Mit seinen fast 47 Arbeitsjahren sei Torsten Holling fast genauso lange im Dienst der Gemeinde gewesen, wie er alt ist, stellte Bürgermeister Henning Dierks bei dessen offizieller Verabschiedung im Kaminzimmer des Hauses Brandstätter fest: „Eine so lange Dienstzeit ist sehr selten, sehr bemerkenswert, sehr außergewöhnlich.“ Der 64-Jährige habe alle drei Zwischenahner Bäder beinahe von Beginn an begleitet und sei das „Gesicht des Bäderteams“ gewesen, so der Bürgermeister weiter: „Wenn ich mich an die Bäderbesuche in meiner Kindheit zurückerinnere, kann ich sagen: ,Torsten war immer da.‘“ Dierks bedankte sich beim Pensionär für dessen langjährige Tätigkeit für sowie die Verbundenheit zur Gemeinde und wünschte ihm alles Gute, um am Ende ein wenig melancholisch zu werden: „In den Bädern wird vielen in Zukunft etwas fehlen“.
Ihm bleibe seine gesamte Zeit bei der Gemeinde in guter Erinnerung, sagte der 64-Jährige sichtlich gerührt. Nichtsdestotrotz freue er sich auf den Ruhestand: „Die 47 Jahre haben viel Spaß gemacht, aber die reichen auch.“ Mit seiner Frau, mit der er seit 1987 verheiratet ist, wolle er jetzt vermehrt Tagestouren mit dem Fahrrad machen und einen seiner beiden Söhne, der zurzeit in Bremen ein Haus baut, „kräftig unterstützen“. Auf eines freut sich Torsten Holling aber ganz besonders: „In den Urlaub zu fahren, vor allem im Sommer. Das war nie möglich, weil wir immer Urlaubssperre hatten.“ Und wo soll es hingehen? „Nach Griechenland“, antwortet der frischgebackene Pensionär: „Da waren wir schon und werden auch wieder hinfahren.“