Die gute Nachricht vorweg: Die Mitglieder des Ausschusses für Planung, Energie und Umwelt haben in dieser Woche einstimmig die Umsetzung des integrierten Klimaschutzkonzeptes der Gemeinde Bad Zwischenahn auf den Weg gebracht. Jetzt müssen noch der Verwaltungsausschuss am 05.07.2022 und der Rat am 12.07.2022 dem federführend von der Klimaschutzmanagerin Laura Backhaus im Rahmen eines öffentlichen Beteiligungsprozesses erarbeiteten Maßnahmenkatalog zustimmen.
Mit dem Beschlussvorschlag wurde auch dem Aufbau eines Controlling Systems für den Klimaschutz zugestimmt. Die jährliche Umsetzung steht allerdings unter dem Vorbehalt der Bereitstellung von erforderlichen Haushaltsmitteln. Darüber hinaus wurde die Verwaltung beauftragt, auf der Basis des Klimaschutzkonzeptes, einen Förderantrag für das Anschlussvorhaben zu stellen und erforderliche Personal- und Sachkosten für die Jahre 2023 bis 2025 in die Haushaltsplanung einzubringen.
„Aufgrund der erstellten Analysen wurde deutlich, dass die Einsparpotenziale der Gemeinde vor allem im Bereich der Immobilien liegen. Hier gilt es nun, im Bestand den Sanierungsgrad auszubauen und im Neubaubereich die Nutzung erneuerbarer Energien und moderner Technologien zu fördern“, berichtet Laura Backhaus. Daneben seien es vor allem der Wirtschaftssektor sowie der Bereich Verkehr, die hohe Einsparpotenziale im Endenergieverbrauch und bei den Treibhausgasemissionen versprechen.
Die wichtigsten Projekte der nächsten Jahre für die Gemeinde sind jetzt: Planung von alternativen Wärmeversorgungsnetzen, Quartierssanierungsprojekte im gesamten Gemeindegebiet, Ausweisung von Standorten für erneuerbare Energien, Umstellung des Fuhrparks auf E-Mobilität, Umrüstung der eigenen Liegenschaften auf erneuerbare Energieträger, Kartierung und Aufklärung zum „Moorschutz“, Fahrradstraße nach Oldenburg, wo möglich und gewünscht Carsharing und Bike-Sharing-Lösungen, Motivation und Aufklärung zur erneuerbaren Energieversorgung, Austausch mit Industrie und Handel, und auch in der Hotellerie- und Veranstaltungsbranche nachhaltige Anreize zu setzen. Hieran arbeitet man bereits mit der Bad Zwischenahner Touristik.
Ziel ist es, 2040 eine treibhausgasneutrale Gemeinde zu sein. Die Umsetzung des gesamten Klimaschutzkonzepts wird nicht alleine durch die Klimaschutzmanagerin erfolgen. Hier sind die Fachämter – zum Teil ohnehin schon – involviert.
Das Controlling, den Anschub und das Management übernimmt Laura Backhaus, soll Aufschluss darüber geben, wie erfolgreich die Maßnahmen im Rahmen des Klimaschutzkonzeptes umgesetzt wurden. Die Kontrolle erfolgt beispielsweise in Form der kontinuierlichen Fortschreibung einer CO2- Bilanz (alle 3-5 Jahre) sowie ergänzender maßnahmenspezifischer Beurteilungen.
„Wir nehmen das Thema Klimaschutz sehr ernst und wollen mit dem Konzept unseren Zwischenahner Beitrag zur Reduzierung der schädlichen Treibhausgase leisten. Dabei ist das Thema kein Neuland für uns, hat aber durch unsere Klimaschutzmanagerin Laura Backhaus noch einmal richtig Schub bekommen“, steht auch Bürgermeister Henning Dierks hinter dem ambitionierten Plan.
Anerkennung gab es zum Schluss der Ausschusssitzung auch von einer jungen Vertreterin von Fridays for Future aus dem vollbesetzten Zuschauerraum: Sie bedankte sich bei der Klimaschutzmanagerin für die Beteiligung und Einbeziehung in den Erstellungsprozess.
Zum Hintergrund
Klimaschutz ist eine Querschnittsaufgabe. Daher versteht sich das Klimaschutzmanagement auch als Schnittstelle zwischen den verschiedenen Akteuren des kommunalen Klimaschutzes, wie Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Vereinen und natürlich Bürgerinnen und Bürgern. Aus diesem Selbstverständnis heraus sollen Synergien für den kommunalen Klimaschutz genutzt werden und entstehen.
Daher gehören zum Aufgabenspektrum des Klimaschutzmanagements auch:
• Projektarbeit
• Beratung zu allen Fragen des Klimaschutzes
• Fördermittelberatung und -akquise
• Öffentlichkeitsarbeit
• Netzwerkarbeit
• internes Management und Nachhalten der Umsetzung durch Ämter und weitere Akteure..
Die Klimaschutzmanagerin hat seit März 2021 den aktuellen Stand erhoben, eine Treibhausgasbilanz berechnet und Szenarien- und Minderungspotentiale ausrechnen lassen. Außerdem wurden Projekte, die dem Klimaschutz zu Gute kommen, angestoßen oder bereits umgesetzt – dabei ist die Gemeinde Bad Zwischenahn im kreis- und landesweiten Vergleich oft Vorreiter. Um über alle Ämter hinweg zukünftige Maßnahmen und schwerpunktmäßige Handlungsfelder zu finden, haben Beteiligungsprozesse mit Bürgern, Ratsmitgliedern und Experten aus dem Bereich Energieversorgung, ÖPNV, Naturschutz, Tourismus und vielen mehr, stattgefunden.
Bei den Analysen stellte sich heraus, dass der Endenergieverbrauch (Verkehr, Wärme, Strom) der Gemeinde insgesamt 950.758 MWh im Jahr (2019) beträgt. Daran haben die privaten Haushalte mit 34 % den größten Anteil am Endenergiebedarf. Direkt dahinter liegt der Sektor Industrie, mit 29 % des Gesamtbedarfs. Dem Bereich Verkehr können 29 % des End-energiebedarfs zugeordnet werden. Gewerbe, Handel & Dienstleistung (GHD) sind für 7 % des Verbrauchs verantwortlich, während der Endenergiebedarf der kommunalen Einrichtungen lediglich 1 % ausmacht. Der Anteil erneuerbarer Energien am Verkehr beträgt weniger als 3% und an der Wärmeversorgung ca 1%. Die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien im Gemeindegebiet nimmt einen Anteil von 15 % im Jahr 2019 ein. Dieser Anteil soll bestenfalls auf 100% gesteigert werden.
Die Umsetzung des Klimaschutzkonzepts wird in den nächsten Jahren finanziell und personell weitere Aufwendungen mit sich bringen. Die jährliche Umsetzung muss dabei mit den jährlichen Haushaltsplänen in vertretbarem Umfang vereinbar sein und wird fortlaufend geprüft.