„Ei, da wird’ s aber morgen zusammenströmen! – Wenn in Zwischenahn feierlichst eine Kaiser- oder Friedenseiche gepflanzt wird.“
So heißt es in „Der Ammerländer“ vom 29. April 1871 zu dem Baum, der seitdem prägend für den Marktplatz ist. Am 6. Mai 1871 berichtete die Zeitung noch einmal ausführlich über das Ereignis, das „unter reger Betheiligung der hiesigen Gemeinde“ mit Gesangsdarbietungen und „geselligem Beisammensein“ begangen wurde und das „an das für Deutschland so glorreiche Ende des größten Krieges, den je die Welt gesehen“ erinnern sollte.
Anlässlich des gewonnenen Deutsch-Französischen Krieges (1870/71) und zum Gedenken an den folgenden Frieden wurden die sogenannten Friedenseichen vielfach in Deutschland gepflanzt. Sie zeugen vom wachsenden Nationalgefühl in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, das mit der Reichsgründung einen ersten Höhepunkt fand. Zu dieser Zeit hatten das Eichenlaub und die „Deutsche Eiche“ längst Einzug in die deutsche Symbolsprache gehalten.
Da eine Baumpflanzung schnell und preiswert war, waren die Friedenseichen meist die ersten Denkmäler für den Deutsch-Französischen Krieg. Daher verwundert es, dass das Jahr der Pflanzung in Bad Zwischenahn oftmals erst mit 1897 angegeben wird. Sowohl die Chronik von Georg Meyer (1956) als auch die Gemeindechronik von 1994 führen dieses Datum an. Das wunderte auch den Heimatforscher Klaus Harms aus Klein Garnholt. Anlässlich des angeblichen hundertsten Pflanzjubiläums1997 forschte er nach und wies erfolgreich für den 30. April 1871 die Pflanzung nach.
Wie konnte es zu diesem Fehler kommen? Tatsächlich gab es eine zweite Eiche, die am 21. März 1897 anlässlich des 100. Geburtstags von Kaiser Wilhelm I. gepflanzt wurde. Sie befand sich an der Kreuzung Mühlenstraße/Lange Straße. Der Platz wurde im Folgenden „Kaiser-Wilhelm-Platz“ genannt. Auch diese Pflanzung fand mitsamt Planung und Rahmenprogramm Eingang in den „Ammerländer“.
Das Denkmal für den Deutsch-Französischen Krieg auf dem Marktplatz wurde später ergänzt, nach Chronist Georg Meyer im Jahr 1887. Es handelte sich um durch Ketten verbundene Säulen, die die Namen der Gefallenen trugen. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielten diese im Heldenhain einen neuen Standort. Die Friedenseiche wurde dann zunächst durch ein Sechseck mit Anpflanzungen umrahmt, heute weist ein Schild auf die historische Funktion des Baumes hin.
Gerade die Bedeutung des Baumes und sein prägnanter Standort haben dafür gesorgt, dass ein besonderes Augenmerk auf ihn gelegt worden ist. Vor einigen Jahren stand es nicht zum Besten um die Gesundheit der Friedenseiche. So waren hauptsächlich durch die Anbringung der Weihnachtsbeleuchtung viele Kleinäste abgerissen oder beschädigt worden. In einem Baumgutachten von 2008 wurden verschiedene Pflegemaßnahmen vorgeschlagen. Durch den Rückschnitt der Krone, Verzicht auf die Weihnachtsbeleuchtung, eine Bodenbelüftung und regelmäßige spezielle Bodendüngungen hat sich die Friedenseiche merklich erholt und steht zum Jubiläum nun wieder gut da.